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Das Taj Mahal – Ein Weltwunder (fast) in weiß…

In etwa im geographischen Zentrum der Stadt Agra liegt der Taj Mahal, ein im Jahr 1648 fertiggestelltes Mausoleum, in dessen Zentrum die Kenotaphen des Großmoguls Shah Jahan und seiner 17 Jahre zuvor verstorbenen Frau Mumtaz-uz-Zamani (auch Mumtaz Mahal - Auserwählte des Palastes – genannt) zu besichtigen sind.
Mit dem Bau wollte der Mogulkaiser Sha Jahan seine große Trauer über den Tod seiner Lieblingsfrau zum Ausdruck bringen, die 1631 im 14. Kindbett gestorben war. Fast 20 Jahre dauerte der Bau, an dessen Errichtung über 20.000 Handwerker aus vielen Teilen Asiens ebeteiligt gewesen sein sollen.
Neben dem das Erscheinungsbild seit Jahrhunderten prägenden Einsatz von weißem Marmor biete die Gestaltung des Gebäudes ein sehr gutes Beispiel für die Verschmelzung von indischen mit persischen, also islamischen Bauelementen und Dekorationen. Auch die Baumaterialien wurden aus Asien und Indien unter Einsatz von angeblich ca. 1.000 Elefanten herbeigeschafft.
Der Kern des Gebäudes besteht aus vor Ort gebrannten Ziegelsteinen, der mit weißem Marmor aus der Region von Jaipur (Rajastan) verkleidet wurde. In den Marmor der Außenfassaden wurden Intarsien als Schriften und auch florale Muster eingearbeitet, wobei neben vielen Edelsteinen und Halbedelsteinen auch schwarzer und gelber Marmor aus anderen Regionen Indiens verwendet wurden. Solche Edelsteine und Halbedelsteine waren z.B. Jaspis, Karneole, Achate, Kristalle, Lapislazuli, Saphire, Korallen, Granate, Diamanten Onyxe, Türkise u.v.a.

Der Name Taj Mahal besteht aus zwei arabischen Begriffen, dessen Wortverbindung im Arabischen „Krone eines Ortes“ bedeutet. In der Mogulzeit erfuhr der Begriff maḥall den Bedeutungswandel zu „Palast“, so dass sich im Indischen aus der Wortverbindung „Krone des Palastes“ ergab. Die korrekte Bezeichnung lautet daher eigentlich “der” Taj Mahal. Im deutschen Sprachgebrauch ist ein Grabmal jedoch etwas Sächliches, so dass im Deutschen auch “das” Taj Mahal korrekt ist.

Das Kerngebäude besteht aus einem auf einem quadratischen Unterbau errichteten Oktogon, über das sich eine Kuppel wölbt, die ca. 30m hoch ist und einen Durchmesser von ca. 27m aufweist. Als Besonderheit weisen die vier um den Zentralbau herum errichteten Minarette eine leichte Neigung weg vom Gebäude auf, um so bei einem Erdbeben einen Sturz auf das Zentralgebäude zu vermeiden. Man beachte: 17. Jhdt!!!

Mittig unter der Kuppel befindet sich der durch durchbrochene Marmorwände geschützten Kenotaph von Mumtaz Mahal und direkt daneben der aus dem Zentrum des Innenbereichs herausgenommene Kenotaph des Erbauers, Shah Jahan. Man darf zwar um diesen Innbereich herumgehen, wird aber von Soldaten regelmäßig, freundlöich aber sehr bestimmt zur Eile angetrieben. Es besteht Fotographierverbot.

Zwischen dem Torbau und dem Mausoleum liegt ein 18 Hektar großer Garten mit einem länglichen Wasserbecken im Zentrum. Das Grabgebäude wird rechts und links von zwei Gebäuden mit deutlichem Abstand zum Mausoleum flankiert. Bestimmend für jedes dieser Gebäude ist der rote Sandstein mit Verrzierungen aus weißem Marmor. Und jedes dieser beiden Gebäude hat ebenfalls drei weiße Marmorkuppeln, allerdings niedriger als der zentrale Taj Mahal. Das linke, Richtung Westen (Mekka) liegende Gebäude ist eine Moschee. Das rechte Gebäude war ursprünglich als Gästehaus geplant.

Das heutige Bild des Außenbereiches des Gesamtkomplexes wurde unter der britischen Herrschaft deutlich verändert und dadurch mehr oder weniger das Bild hergestellt, das wir heute kennen. Erst 1904 wurde der Taj Mahl unter Denkmalschutz gestellt. 1983 wurde der Taj Mahal in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Er ist auch, unübersehbar durch die Menschenmengen überwiegend indischer Nationalität, ein beliebtes Ziel frisch vermählter indischer Eheleute, samt Anhang der Hochzeitsgesellschaften. Der Besuch soll die gegenseitige Liebe dauerhaft machen und bestärken.

Aber auch am Taj Mahal zeigen sich deutlich die Spuren der Umweltverschmutzung, die den weißen Marmor mit einem gelblichen Schimmer überzieht, dem vor allem in der Abendsonne durch die besondere Farbgebung sogar noch einen besonderen Reiz abgewonnen werden kann. Versuche, die Verschmutzung und auch die dadurch entstehende Korrosion der Marmorverkleidung durch eine traditionelle indische Mixtur aus Erde, Getreidekörnern, Milch und Kalk zu beseitigen, schlugen fehl. Die Abholzung im Umland sorgt darüber hinaus auch für eine Bodenerosion, die wiederum Sandstürme auslöst, denen das Gebäude entsprechend ungeschützt ausgesetzt ist. Ungeachtet des Status als Weltkulturerbe, hat das oberste indische Gericht 2018 mit dem sofortigen Abriss des Gebäudes gedroht, wenn nicht unverzüglich mit Erhaltungsmaßnahmen begonnen würde.

Allerdings: Baugerüste jedenfalls konnten wir bei unserem Besuch nicht feststellen.

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